Seit Wochen oder Monaten geht es ihm nicht mehr gut. Anfangs dachtest du noch es wäre der Stress auf der Arbeit, das viele Homeoffice oder einfach nur schlechte Laune. Aber es wurde einfach nicht besser. Zu der schlechten, manchmal auch gereizten Laune kamen Schlafstörungen, weniger Lust auf Sex, Energielosigkeit. Gemeinsame Familienausflüge oder entspannte Abende zu zweit? Schon lange nicht mehr. Deine To-do Liste wird immer länger und dein Mann immer erschöpfter und antriebsloser.

Am Anfang dachtet ihr noch es geht vorbei
Viele Frauen und Paare berichten mir in meinen Coachings, dass Ihnen am Anfang gar nicht klar war, was eigentlich passiert. Wie auch? Eine Depression, ein Burnout entsteht in den allermeisten Fällen schleichend, nicht von heute auf morgen. Oft ist es so, dass man erst im nachhinein sagen kann welche Faktoren eigentlich alle zusammenkamen, die in ihrer Gesamtheit zum Ausbruch einer Depression geführt haben.
In jedem Fall ist eine Depression eine ernst zu nehmende psychische Erkrankung, die mittlerweile beinahe jeden 6. Deutschen im Laufe seines Lebens einmal trifft.
Das bedeutet auch, dass gleichermaßen viele Angehörige von dieser psychischen Erkrankung mit-betroffen sind und ihr oftmals hilflos gegenüberstehen.
Was kann ich tun, wenn mein Mann von Depressionen betroffen ist?
Was die meisten Angehörigen tun ist erst einmal unterstützen, helfen, gut zureden. Und das allein ist eine unglaubliche Unterstützung für viele Betroffene. Doch was dies auch bedeutet, ist das viele Angehörige oft über einen sehr langen Zeitraum beinahe alle alltäglichen Aufgaben übernehmen, sich selbst komplett hinten anstellen und nur noch funktionieren. Was für die meisten zu Beginn selbstverständlich ist, wird immer anstrengender und aufreibender. Wenn dann noch Kinder mitbetroffen sind, und die komplette Bewältigung des Familienalltags plötzlich an einer Person hängt, führt dies schnell zu einer unglaublichen Erschöpfung und Überforderung.
Gerade in der schwierigen Zeit einer Depression ist es unglaublich wichtig, dass Angehörige auf ihre eigenen Grenzen achten und auch für sich selbst da sind.
Das heißt, versucht zunächst einmal euch wirklich professionelle Hilfe für deines Mannes zu holen! Geht vielleicht gemeinsam zum Arzt oder vereinbart direkt ein Erstgespräch (eine sogenannte Sprechstunde) bei einem approbierten Psychotherapeuten. Bitte auch darum im Verlauf der Therapie ein Angehörigengespräch zu führen, damit du weißt wo dein Partner gerade steht, oder was du eventuell tun kannst.
Du bist seine Frau und nicht Psychotherapeutin
In Gesprächen mit Frauen oder mit Paaren erlebe ich immer wieder wie rasch die Grenzen des zu Leistenden verwischen. Natürlich kannst du als Frau oder Angehörige deinen Partner dabei unterstützen, z.B. wieder raus zu gehen, vielleicht mal etwas Schönes zu unternehmen oder regelmäßig zu essen. Was du aber nicht leisten kannst und solltest: Gemeinsam in die Geschichte deines Partners einzutauchen und nach Ursachen der Depression zu forschen, oder ihn „zu therapieren“. Das ist allein aufgrund eurer emotionalen Verbundenheit einfach nicht möglich. Ganz abgesehen davon, dass du wahrscheinlich schon genug mit deinen eigenen Gefühlen zu tun hast.
Du bist auch wichtig!
Gaaaaanz wichtig: Sorge gut für dich!
Auch wenn es deinem Partner schwer fällt, versuche ihm kleine Aufgaben weiterhin zu übertragen, das hilft ihm auch bei seiner Tagesstruktur. Erlaube dir im Umfeld um Hilfe zu bitten: Vielleicht kann eine Oma oder Opa, eine Freundin oder Bekannte mal die Kinder übernehmen oder rumfahren. Bitte auch mit dem Einverständnis deines Partners seine Freunde um Hilfe, z.B. ihn mal auf einen kleinen Spaziergang abzuholen. Sorge für kleine und größere Auszeiten im Alltag für dich.
Du weißt nicht wie lange diese Phase anhält, es können ein paar Wochen oder Monate sein. Es ist ok, wenn es auch dir in dieser Zeit mal nicht gut geht, du traurig oder wütend oder einfach erschöpft bist. Verlange nicht von dir, dass du immer stark sein musst. Jemanden durch eine psychische Erkrankung zu begleiten ist nicht alleine möglich. Also erlaube dir soviel Hilfe wie möglich.